Akupunktur des tiefen Systems der Leitbahnen
Das Meridiansystem – mehr Strukturen als bisher im Westen bekannt und benutzt waren
Das klassische Meridiansystem besteht aus 12 Hauptmeridianen und 8 außerordentlichen Gefäßen. Nur die 12 Hauptmeridiane und zwei der außerordentlichen (der Du Mai oder Lenkergefäß und der Ren Mai Konzeptionsgefäß) haben eigene Akupunkturpunkte. Deshalb sind sie im Fokus der westlichen Akupunkteure.
Aber schon immer gab es in den klassischen Büchern der Chinesischen Medizin, z. B. „Das Huang Di Nei Jing“ (ca. 300 v Chr), viele Aussagen über weitere Meridianstrukturen. Sie liegen tief im Gewebe und haben keine Punkte. Sie werden über bestimmte Punkte der Hauptmeridiane behandelt, die als Öffner oder Schlüsselpunkte dienen.
Es gibt :
- Hauptmeridiane
- Sondermerdiane ( = Divergente Leitbahnen)
- Muskelmeridiane
- Luogefäße ( = Blutgefäßstrukturen)
Wie fließt die Energie in diesen verbundenen Strukturen?
Die Hauptleitbahn ist die Quelle der Energie für das System. Die Sonderleitbahnen transportieren die Energie nach innen zu den Organen, die Muskelmeridiane versorgen die Muskeln und Sehnen im Verlauf der Hauptleitbahn, die Luogefäße repräsentieren die Blutversorgung, die auch von der Energie angestoßen und gesteuert wird.
Deshalb kann man die Grundprobleme der Energie und der Emotionen mit den Hauptleitbahnen behandeln. Aber Probleme der inneren Organe werden am besten erreicht mit den Sonderleitbahnen. Probleme der Muskulatur sind durch die Muskelmeridiane zu erreichen, Das sogenannte Blutstasesyndrom (z. B. sichtbar in Krampfadern und Besenreisern) erreicht man am besten in den Luogefäßen.
Krankheitssymptome und Pathogene
Krankheitssymptome in dieser Art der Betrachtung sind Stauungen der Energie, die durch sogenannte Pathogene verursacht sind. Solche Pathogene sind in der Traditionellen Chinesischen Medizin Klima und Wetter, falsche Nahrung, die das Innere negativ abkühlt, erwärmt, nässt... oder extreme Emotionen, außerdem körperliche Traumen wie Verletzungen und Operationen.
Die Gesetzmäßigkeit ist, dass die Pathogene welcher Art auch immer, von außen nach innen wandern. Zum Beispiel: Äußere Kälte trifft auf die Haut, wir frieren. Wenn Wind dazukommt, hat er die Kraft, die Kälte weiter nach innen zu bringen, wir haben das Gefühl, die Kälte geht bis in die Knochen. Wenn das Abwehsystem die Kälte nicht wieder heraus schafft, bliebt sie drinnen und verfestigt Kälte-Symptome. So haben wir dann beispielsweise Knieschmerzen mit Kältegefühl und Steifheit. Dann ist die Kälte im Muskelmeridian zum Beispiel der Magenleitbahn oder Milzleitbahn. Von dort kann die Kälteblockade weiter ins Gelenk gehen, auf die innere Ebene des Blutes, was dann durch die Luoleitbahn gesteuert wird, oder sie zieht nach innen in das Organ z. B. den Magen und macht Magenschmerzen bei Genuss von kalten Nahrungsmitteln. Ein Thema der Sonderleitbahnen.
Traumabehandlung im tiefen System der Leitbahnen
Auch extreme Emotionen, die z. B. in traumatisierenden Situationen vorherrschen, sind Pathogene. So etwa überflutet starke Angst den Nierenmeridian, dessen assoziierte Emotion Angst ist. Als erstes geht die extreme Energie in die Muskulatur und macht eine Spannung.
Wenn sie dort chronisch bleibt, verursacht sie Schmerzen und Verspannungen. Wenn das so entstandene Problem nicht mehr kompensiert werden kann, geht die weiter überfließende pathogene Energie in das Innere der großen Gelenke, die ein Bereich der Sonderleitbahnen sind. Es gibt dann Schulter oder Hüftbeschwerden. Oft sind das Beschwerden, die immer mehr Unbeweglichkeit produzieren. Das ist körperlich so, aber auch psychisch und geistig werden wir starrer, weil die Pathogene immer mehr Bereiche des Energieflusses blockieren.
Wenn es sich immer tiefer in den Organismus bewegt, weil die Blockade nicht gelöst wird, gehen die Symptome über die Sondermeridiane in die Organe. Verschiedene chronische Probleme der Organe können entstehen: Funktionsstörungen, Entzündungen, Steinbildung, Degeneration bis zum Krebs.
Funktionsstörungen sind auch typische psychosomatische Symptome verschiedenster Organe. Herzklopfen, Reizdarmsyndrom, stressbedingte Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Asthma ... Auch dies sind Blockaden der traumatisierten Energie.
Behandlung traumatisierter Energie mit Akupunktur
In der Behandlung solcher Störungen, die klar auf ein Trauma zurückgehen, öffnet man die entsprechenden Meridian-Strukturen z. B. die Sonderleitbahn, in der die Energie staut. Mit den geeigneten Punkten wird die Blockade gelöst und die Energie kann dann wieder fließen, d. h. die Körperstrukturen versorgen.
Traumata, die nicht so sehr körperliche Symptome produzieren, sondern Teile der Persönlichkeit schwächen, sind oft in den außerordentlichen Gefäßen gespeichert. Diese außerordentlichen Gefäße geben uns Grundfähigkeiten: Entspannen und aktiv sein, Zugang zu unserem Inneren zu haben oder äußere Grenzen zu wahren, Kraft zu entwickeln oder Energie zu speichern, in die eigene Mitte zu kommen oder dynamisch zu agieren. Diese Grundfähigkeiten sind oft sehr subtil blockiert, wenn die Traumaenergie entsprechende außerordentliche Gefäße blockiert. Auch diese Gefäße kann man öffnen und die Schwächung beseitigen. Auch die Opfererfahrung, die oft zur Grundstruktur einer Persönlichkeit nach einem Trauma wird, steckt in einem dieser Gefäße und kann gelöst werden.
Bei einer solchen Behandlung können Erinnerungen und Emotionen der Traumasituation ins Bewusstsein kommen. Bei den meisten Menschen, die einer solchen Akupunkturbehandlung zugänglich sind, liegt aber Therapie-Erfahrung vor, sodass die Dinge bekannt sind, und mit Hilfe der gelösten Energie und Stärke, die durch die Behandlung entsteht, verarbeitet werden können.